Schwiizer Velo
Ründli 2009 Für dieses Jahr haben wir uns eine Tour vorgenommen, die komplett in der Schweiz verlaufen soll. Haben wir in den vorangegangenen Jahren bei unseren grossen Alpencross-Unternehmungen die Schweiz oft nur gestreift, sind wir nun komplett auf dem Grund der Eidgnossen unterwegs. Berge gibt es hier genug, da wird schon der ein oder andere Trail dabei sein. Also, die Karten studiert, den Rucksack gepackt und los geht`s zum 'Schwiizer Velo Ründli 2009'.
1. Tag, Samstag 08.08.2009
Kurz
nach Chur stellen wir das Auto in Rueun ab. Sogleich geht es steil
bergauf. Unsere heutige Übernachtung soll in der Hütte auf dem
Panixer Pass sein. Eine Selbstversorgerhütte, weswegen unsere
Rucksäcke reichlich gefüllt sind. Das Zusatzgewicht macht sich somit
doppelt bemerkbar. Zum einen müssen wir uns eh noch an die schweren Transalp-Rücksäcke gewöhnen und nun auch noch mit dem Zusatzgewicht
des Abendessens und des Frühstücks dabei. Frohen Mutes ziehen wir
bergwärts, wenn auch das Wetter sich langsam eintrübt. Kaum haben
wir die Strasse verlassen und sind auf dem ersten Schotterabschnitt
beginnt es gelegentlich zu nieseln. Dies stört zwar nicht wirklich,
aber leider sind die Berge wolkenverhangen, so dass wir nur erahnen
können, wie es um uns herum aussieht. Gegen Ende des Forstweges
kommen uns eine Hand voll Biker entgegen. Sie sind wohl umgedreht,
da es aufgrund der Nässe zu rutschig ist. Hmm, das sind ja gute
Aussichten. Wir werden sehen... Im weiteren Verlauf wird der Weg zum Trail, und es ist doch einiges fahrbar. Von übermässiger
Rutschgefahr bisher keine Spur. Erst am Ende des Tales beginnt eine
250 hm Schiebepassage, die bei der Nässe nun einige trickreiche
Stellen aufweist. Aber nichts was uns aufhalten würde, wir finden
immer einen gangbaren Weg. Im oberen Teil ist dann bis zur Hütte
wieder alles fahrbar. An der Hütte angekommen, sind wir die ersten
Gäste. Schnell ist ein Feuer im Ofen entzündet, der Nieselregen wird
nun doch unangenehm kalt hier oben. Bald breitet sich wohlige Wärme
aus. Wir gehen noch auf Wassersuche an der nahegelegenen Quelle,
kochen uns dann ein leckeres Abendessen und geniessen die extra
mitgebrachte Flasche Rotwein. 2. Tag, Sonntag 09.08.2009
Abends und Nachts hat es kräftig geregnet. Aber heute Morgen sieht das Wetter prächtig aus. Die letzten Nebel lichten sich und die Sonne kommt immer mehr durch. Für die Mühen des Aufstieges gestern werden wir heute mit einer sagenhaften Abfahrt belohnt. Der Trail in Richtung Elm ist klasse. Immer auf S1-S3 Niveau geht es flowig dahin. Ganz wenige Passagen müssen geschoben werden. Ein Genuss und ein grandioser Auftakt unserer Tour. So kann es gerne weitergehen. Leider werden wir auch noch andere Abfahrten bzw. Abstiege erleben, aber dazu später mehr.
Schnell rollen wir das Tal hinaus und biegen ab Richtung Klöntaler
See. Am See vorbei geht es Bergwärts bis zum Pragelpass. Rennradler
und MTBler begleiten uns. Weit vor der Passhöhe vernehmen wir schon
lautes knallen. Scheint wohl Schützenfest zu sein. Oben angekommen
ist wirklich ein grosses Fest.
Es riecht nach deftigem Essen und ein
Festzelt steht auch. Und als wir die Passhöhe passieren sehen wir
auch den Grund der Knallerei. Die zahllosen Schützen zielen auf
Scheiben am anderen Berghang. Sie schießen mit schwerem Kaliber über
die im Tal weidenden Kühe hinweg auf ca. 300m Luftlinie entfernte
Zielscheiben. So was hab ich noch nicht gesehen. Der Lärm ist
ohrenbetäubend. Wir rollen alsbald weiter und lassen die Schützen
ihrem Hobby frönen. In rasanter Abfahrt geht es hinab nach
Muotathal. Und gleich weiter auf steilster Strasse hinauf Richtung Chinzig-Chulm Pass. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit übernachten
wir an der letzten Alm des Weges im einzigen Zimmer in familiärer
Atmosphäre. Zu Essen gibt es hier alles was die eigene Produktion
hergibt: Milch, Joghurt, Käse, Schinken und Salami. Und alles super
lecker. 3. Tag, Montag 10.08.2009
Noch
etwas gerädert vom ständig unterbrochenen Schlaf schälen wir uns aus
dem Bett. Die Ziegen bimmelten die ganze Nacht durch. Ich
dachte zeitweise, die stehen bei uns im Zimmer. Egal, kaum an der
frischen Luft sind wir wieder wach. Es geht hinauf zum Pass Chinzig-Chulm. Steil aber dennoch fahrbar. Nur auf den letzten
Metern muss gelegentlich geschoben werden. Auf der anderen Seite
wartet eine super Abfahrt. In engen Kehren und dann am Hang entlang
geht der Trail (S1-S2) hinunter, bis wir zu den ersten Häusern
gelangen. Wie es sich für ordentliche Mountainbiker gehört, entscheiden
wir uns nicht
für den Fahrweg, sondern für den Wanderweg, der uns ins Tal bringen
soll. Wie sich schnell herausstellt, ist
dieser aber nur teilweise vernünftig fahrbar. Wir müssen immer
wieder schieben. So sind wir eine Ewigkeit unterwegs, bis
wir endlich im Tal angelangt sind. Nun folgt der zweite Anstieg des
Tages, und dieser hat es ganz schön in sich. Ab Attighausen sind es
1800 hm am Stück, da fällt wenigstens die Gangwahl leicht. Zum Glück
wissen wir noch nicht, wie viel
wir heute noch schieben müssen. Die
Strasse ist anfänglich saumässig steil, später geht sie in Schotter
über. Am Ende folgt eine steile Schiebe-Tragepassage, die uns zur
'Waldnacht' führt. Weiter rollt es ins Tal hinein, an Almen vorbei
bis ans Talende. Zunächst ist kein Weg auszumachen, der uns aus dem
Tal herausführt. Wir folgen den spärlichen Wegmarken. Später im
steilen Gelände ist der Weg dann eindeutig und leicht zu finden.
Zwischendrin kann man etwas fahren, aber wirklich nicht viel. Zudem
kommt wieder Regen auf und es wird Zeit, erstmals die Regenjacke
anzuziehen. Ein paar Restschneefelder umgehen wir, da die Gefahr zu gross ist, irgendwo einzubrechen. Es ist wieder neblig und wir sehen
nicht viel um uns herum. So stapfen wir bergan, die Höhenmeter
laufen nur langsam auf den Tacho. Gleich auf der anderen Seite des
Passes ist eine Schutzhütte und bei dem ungemütlichen Wetter machen
wir hier erst mal Pause. Der Tag ist schon recht lange. Gleich
nachdem wir weiterfahren beginnt es dann richtig zu regnen. Dafür
ist der Trail super. Komplett fahrbar geht er auf S1 Level ins Tal. Da
lassen wir uns den Spass auch vom Regen nicht vermiesen. Bei der
ersten Alm, der Blackenalm, bekommen wir eine
Übernachtungsmöglichkeit. 4. Tag, Dienstag 11.08.2009
in der Nacht hat es geschüttet und gestürmt. Heute morgen dagegen
sieht es gut aus. Auf dem Hauptweg geht es hinab, und am Abzweig des
Wanderweges zum 'Stäfeli' biegen wir ein. Und schon sind wir wieder
auf einem klasse Trail, der trotz Nässe gut fahrbar ist. Ab dem
Stäfeli geht es dann auf Schotterpiste und Asphalt das Tal hinaus
bis Engelberg. In der Touristinfo erkundigen wir uns nach der besten
Auffahrt zum Jochpass. Mittlerweile verwöhnt uns die Sonne und wir
kommen beim anschliessenden Aufstieg ganz schön ins schwitzen. Vor
dem Trübsee wird die Piste richtig steil und fordert den ganzen
Biker. Ab dem Truebsee wird`s dann wirklich unfahrbar. Um die Zeit
nicht mit unnötiger Schieberei zu verplempern, nehmen wir den
Sessellift bis zum Jochpass. Während der Liftfahrt ist unter uns ein
schöner Trail und weitere Trailbau-Massnahmen zu erkennen. Es
scheint in Kürze hier was zu gehen für Biker. In unserer
Fahrtrichtung ist ab dem Jochpass ebenso ein Trail extra für Biker
angelegt. So gefällt uns das. Am Engstlensee vorbei geht es zum
Tannensee und hinauf zum Balmeregghorn. Der Trail ist teilweise
durch viele Holzdielen befestigt, die in Aufwärtsrichtung sehr
trickreich zu fahren sind. Einige Abdrücke von Kettenblättern
zeugen von vorangegangenen Versuchen. Traumhaft flowig geht der
Trail dann weiter über Planplatten und mit sehr viel Speed nach
Häägen. Die Zeit ist schon sehr fortgeschritten und der Tag war
bisher durchaus anstrengend. So machen wir uns auf
Übernachtungssuche und bekommen im Berghaus in Hasliberg ein Zimmer.
Auf der Sonnenterasse geniessen wir die untergehende Sonne. 5. Tag, Mittwoch 12.08.2009
Heute geht es zunächst auf der Strasse nach Reuti.
Hier suchen wir die Einfahrt zu dem Wanderweg hinunter nach
Meiringen. In engen Kehren geht der Karrenweg nach unten. Wir
überholen einige Biker die sich aufgrund der Steilheit nicht so rech
trauen, die Bremse aufzumachen. In Meiringen herrscht reges Treiben.
Ein Touribus nach dem Anderen lässt seine Ladung frei. Wir fahren
schnell durch und auf guter Asphaltstrasse hinauf zur grossen
Scheidegg. Einige Radler sind unterwegs und wir haben genügend
Unterhaltung den Berg hoch. Und so langsam tauchen sie vor uns auf,
die Bergriesen Eiger, Mönch und Jungfrau. Bislang kennen wir die
Gegend nur aus Filmen und von Bildern. Aber in Echt sind die Berge
um ein Vielfaches beeindruckender. Von der grossen Scheidegg
geht es auf Schotter weiter bis hinauf zum 'First'. Hier ist die
Bergstation der Bergbahn die von Grindelwald heraufkommt.
Dementsprechend ist hier oben was los. Und was uns gar nicht
gefällt: es steht vor fast jedem Weg ein Bikeverbotsschild. Vor
allem auch in die Richtung Bachsee in der wir eigentlich weiter
wollen. Aufgrund der zahllosen 'normalen' Touris ist man hier auf
Biker wohl nicht angewiesen. Um keine Konflikte heraufzubeschwören,
planen wir kurzerhand um, und nehmen den Trail zum 'Waldspitz'. Auch
ganz nett. In S2-S3 geht er mit kurzen Schiebestellen hinunter und
es sind zum Glück sehr wenige Wanderer unterwegs hier. Kurz darauf
biegen wir in einen weiteren Trail ein hinunter nach Grindelwald.
Der ist sehr gut ausgebaut und hat leider sehr viele Stufen. Das
meiste geht aber sehr gut zu fahren, S1-S2. In Grindelwald überlegen
wir, wie wir weiterfahren. Die Option, auf den 'Männlichen'
hochzufahren, verwerfen wir, nachdem oben die
Übernachtungsmöglichkeiten schon ausgeschöpft sind. Die Tourist Info
reserviert uns dann ein Zimmer im Gasthaus Grindelwaldblick auf
der kleinen Scheidegg. In brütender Hitze fahren wir aus der Stadt
hinaus. 1100 hm stehen an. Oben im Wald wird es zum Glück etwas
kühler und bis wir oben sind steht die Sonne schon recht tief. Die
letzten Meter sind noch mal super steil und wir sind froh, nach den
heutigen
fast 3000 hm endlich die Bikes abstellen zu können. 6. Tag, Donnerstag 13.08.2009
Morgens
beobachten wir noch die Zahnradbahn. Die erste kommt von Grindelwald herauf, die nächste fährt schon zum Jungfraujoch hinauf.
Wir dagegen folgen der Beschilderung und rollen auf Schotterweg
talwärts. Bald biegen wir in einen den Weg begleitenden Trail ein.
Lässig und flowig geht`s durch den Wald dahin. Zwischen drin müssen
wir anhalten. Die Forstwirtschaft hat Vorrang. Was bei uns Zuhause
mit Erntemaschinen und LKWs gemacht wird, erledigt hier der
Hubschrauber. Es ist beeinruckend, wie präzise der durch das Gewicht
des Baumes eh schon schwankende Helikopter den Baumstamm direkt vor
unserer Nase ablegt. In schneller Fahrt folgen wir der Schotterpiste
talwärts, bevor wir den Hauptanstieg des Tages erreichen. 1700 hm am
Stück, relativ einfache Wegfindung, also los. Nach dem Ort Isenfluh
geht es noch einige Meter auf Asphalt weiter und an scheinbar
verlassenen Almen weiter ins Tal hinein. Und schon bald, weit
vor Oberberg, müssen wir schieben und tragen. Dieser Zustand wird
nun eine Weile anhalten. Nur kurze Stücke können gefahren werden. Es
folgt ein ewiges Geschiebe über weggeschwemmte Wege. Zum Glück sind
die Wegmarkierungen noch grossteils vorhanden. Nach fast 3 Stunden
und ein, zwei Müsliriegeln sind wir endlich oben am Chilchfluepass
angekommen. In unwirtlicher Gesteinslandschaft aber mit grandiosem
Ausblick machen wir Vesperpause. Die Abfahrt auf der anderen Seite
sieht zunächst vielversprechend aus. Die ersten Meter sind fahrbar,
aber schon bald verläuft der Weg auf undefinierbarem Wiesengrund mit
unzähligen Löchern und abgerutschten Stellen. Naja, bergab schiebt
sich`s zumindest leichter. An einer Stelle muss sogar 3 Meter
hinabgeklettert werden und wir reichen uns die Bikes hinab. Alleine
wäre es hier echt tricky, das Bike heil runter zu bekommen. Kurz vor
der Bärenalm, die wir schon lange von weitem gesehen haben, ist dann
alles wieder fahrbar. Auf der Alm scheint es sogar eine
Übernachtungsmöglichkeit zu geben. Zumindest steht es so am Haus. In
diesen verlassenen Tälern sicher kein Fehler. Nach der Alm geht es
auf super coolem Steinweg hinab. Am Wasserfall vorbei und in engen
Kehren macht es nach der langen Schieberei richtig Spass. Und auf
dem steilen Weg ist auf dem groben, losen Belag besser zu fahren als
zu laufen. So sieht es zumindest aus, als wir ein paar sehr
unsichere Wanderer bergab überholen. Unten fegen wir dann auf der
Strasse bis Kiental wo wir im Hotel Bären ein günstiges Zimmer
unterm Dach und ein super Essen im Restaurant bekommen. 7. Tag, Freitag 14.08.2009
Heute
geht es hautsächlich bergauf. Über Radwege und später Strasse
gelangen wir nach Kandersteg. In der Tourist Info informieren wir
uns über die beste Auffahrt Richtung Gemmi Pass und lassen uns dort
im Hotel Wildstubel eine Übernachtung reservieren. Es wird uns
empfohlen die Seilbahn zu nehmen. Kommt natürlich nicht in Frage.
Der Weg sieht nicht so schlimm aus, der Tag ist noch jung und die
Strecke überschaubar. So versuchen wir die Auffahrt aus eigener
Kraft zu meistern. Auf gutem aber steilen Weg geht es bergan. Der
Belag ist gut, allein die Steilheit ist stellenweise grenzwertig.
Mit einem leichten Racebike und ohne den schweren Rucksack wäre
bestimmt alles fahrbar. Aber in unserer Situation schieben wir
lieber das ein oder andere Mal. Ab der Stockhütte ist dann alles
wieder fahrbar. Bei fantastischem Wetter cruisen wir durch das
Hochtal bis zum Daubensee. Hier legen wir eine lange Pause ein. Das
Ziel des heutigen Tages ist bereits in Sichtweite. Am Gemmipass
selbst trailen wir noch ein wenig herum und begutachten schon mal
die Abfahrt, die uns morgen Früh erwartet. Ein Bikerverbotsschild
steht auch schon wieder da. Auch dieses mal nehmen wir es zu
Kenntnis, mehr aber auch nicht. Denn es gibt leider keinen anderen
Weg für uns. 8. Tag, Samstag 15.08.2009
Heute ist der Trailtag schlecht hin und das Wetter ist abermals
genial. Zunächst geht es auf dem legendären Gemmi-Pass hinunter nach
Leukerbad. Mit vielen Stufen und in engen Kehren geht es hinab. Es
ist für uns nahezu alles fahrbar, S1-S2, ganz wenige S3 Passagen.
Wir sind extra früh dran und haben so wenige Wanderer auf dem Weg.
Die Abfahrt macht riesigen Spass und die aufgehende Sonne zaubert
ein gigantisches Licht in die Felsen. Leukerbad liegt noch
verschlafen im Schatten und es ist recht kühl hier zu dieser frühen
Stunde. So suchen wir schnell die richtige Auffahrt zur Rinderhütte,
ein ortskundiger Biker hilft uns dabei. Auf interessanter Piste, zum
Teil als Trail, dann wieder im Tunnel geht es bergan. Bald sind die
900 hm geschafft und wir freuen uns auf die nächste Abfahrt. Über
wunderschönen, leicht abfallenden Singletrail geht es am Hang
entlang und wir biegen langsam ein ins Rhonetal. Der Blick hier oben
reicht bis hinunter nach Sion und noch weiter das Rhonetal hinaus.
Der Trail hört nicht auf und wir geniessen die Fahrt nach all der
Schieberei der vergangenen Tage. Kurz nach der Bachalpe biegen wir
erneut ein in einen Wanderweg nach Gampel. Auch dieser ist genial
und der Trailrausch geht weiter. Am Schluss ziemlich tricky mit ein
paar Schiebestellen aber durchwegs interessant kommen wir auf Trail
direkt bis kurz vor die Ortschaft Gampel. Nun hat der Spass ein Ende
und über Asphalt rollen wir bis Visp. Wir wollen noch was einkaufen,
bemerken aber, dass heute der 15. August, Mariä Himmelfahrt, ist.
Alle Läden haben geschlossen. So bleiben die Rucksäcke leicht, dafür
brennt die Sonne gnadenlos auf uns herab. 38 Grad zeigt der Tacho,
als wir bergauf zum nächsten Pass fahren. Auf halber Höhe, in
Visperterminen, machen wir Halt und nehmen ein Zimmer. Entspannt geniessen wir den Abend und die untergehende Sonne.
9. Tag, Sonntag 16.08.2009
Steil wird es heute. Als wir nach der Etappe die Fahrdaten sehen
bleibt uns die Spucke weg. 3000 hm auf nicht mal 60 km. Dafür war
die Strecke mit schönsten Trails garniert. Zunächst fahren wir
hinauf auf den Gebidumpass. Eine ultrasteile Schotterpiste führt
hinauf. Gerade noch so fahrbar. In rasanter Fahrt geht es auf der anderen Seite genau so hinunter, um danach abermals wieder super
steil hinauf zum Bistinepass zu gehen. Der Pass wird am Schluss auf
Trail erreicht. Ein Fully ist hier von Vorteil, der Weg ist doch
einige mal sehr verblockt und somit sehr anstrengend. Vom
Bistinepass folgt dafür als Entschädigung eine super geniale
Trailabfahrt. Den Simplonpass immer im Blick geht es abwärts. Guter
Belag, eine schöne Linie, es ist nahezu perfekt. Wir kriegen das
Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht, als wir unten auf die
Simplonstrasse kommen. Am Simplonpass schauen wir uns kurz um, viele
Auto- und Moppedfahrer legen hier eine Pause ein. Uns zieht es
gleich weiter, hinein in den nächsten Trail hinunter nach Ried.
Zunächst ist der Weg äusserst schwierig. Viele Stufen, nasse
Gesteinsplatten und undefinierbare Untergründe lassen uns oft
schieben. Dann folgen wieder locker fahrbare Abschnitte. In diesem
Wechsel geht es ständig dahin und es wird mit der Zeit ganz schön
anstrengend. Kurz müssen wir dann bergauf kurbeln um zu dem nächsten Trailhighlight des Tages zu kommen. Die Saltinaschlucht ist ein
spektakulärer Geländeeinschnitt. Tief abfallende Felswände und
Geröllhalden, fahrbare Felspassagen, wacklige Brücken machen den Trail einzigartig. Bald sind wir in Ried und in Thermen. Hier folgt
nochmals ein super Trailabschnitt. Komplett fahrbar mit Spitzkehren
und steilen Stücken geht es hinab bis zur Talsohle. Auf Strasse
fahren wir weiter bis Mörel. Trotz dem, dass Sonntag ist, hat die
Tourist Info geöffnet. Wir reservieren ein Zimmer im Hotel
Silbersand in Riederalp und beginnen mit der Auffahrt. Die
Beschilderung ist etwas dürftig und wir müssen ein paar mal nach dem
Weg fragen. Die meisten fahren hier eben mit der Seilbahn hoch,
zumal Autos eh keine Zufahrt zum Dorf haben. Es verkehren nur
Elektroautos (und Fahrräder!) auf der Riederalp. 10. Tag, Montag 17.08.2009
Nachdem uns der Wirt noch Tipps für die heutige Weiterfahrt gegeben
hat und wir an seinem PC unsere und seine Website betrachtet haben,
machen wir uns auf den Weg. Heute wollen wir längs des Aletschglescher radeln. Vor zwei Jahren waren wir schon einmal hier,
doch damals hatten wir Pech mit dem Wetter. Dieses mal sieht es
dagegen besser aus. Das Wetter könnte besser nicht sein. So kurbeln
wir hinauf zum Riederfurka und nehmen den mittlere Trail. Er ist
einigermaßen fahrbar, nur ständige Zwischenanstiege zwingen uns zum
schieben. Da wir früh dran sind, ist noch kein Mensch auf dem Weg
unterwegs. Wir arbeiten uns den Weg entlang. Und als wir dann
endlich das gewaltige Eisband des Geltschers sehen, bleibt uns fast
die Spucke weg. Die Speicherkarte unserer Kameras erfährt einen
drastischen Datenzuwachs. Wir knipsen was das Zeug hält. Perfektes
Wetter, ein perfekter Trail vor dieser grandiosen Kulisse, es ist
ein Traum. Je weiter die Zeit voranschreitet, desto mehr Menschen
sind auf dem Weg. Aber bald schon verlassen wir den Gletscher und
fahren durch den langen Tunnel hinab nach Fiescheralp und in
schneller Schotterfahrt weiter nach Bettmeralp. Wir sind schon recht
spät dran, die Knipserei und der nicht ganz flüssige Trail haben
mehr Zeit gekostet als angenommen. Dennoch nehmen wir von der
Bettmeralp den Wanderweg nach Betten. Und dies ist wieder ein super
Highlight des Tages. Ein Hammer Trail, auf S1-S3 geht er durch den
Wald bergab. Sehr steil, sehr anspruchsvoll, die Rucksäcke schieben
gewaltig bei dem Gefälle. In Betten lassen wir`s dann gut sein und
rollen auf Strasse vollends hinab ins Tal. In Brig fahren wir etwas
kreuz und quer durch die Stadt bis wir die richtige Auffahrt
Richtung Simplon Pass gefunden haben. Wir stärken uns kurz bevor wir
die 1300 hm Auffahrt beginnen. Die alte Simplonstrasse nun zu finden
ist nicht ganz einfach. Wir fragen ein paar Einheimische und Touris
mit guten Karten und finden so den richtigen Weg. So kommen wir erst
nach 400 hm auf die Hauptstrasse und können den ersten Teil auf
einsamen Teersträßchen zurücklegen. Auf der restlichen Strecke zum
Simplon Pass hält sich der Verkehr zum Glück in Grenzen. Oben
angekommen nehmen wir ein Zimmer im Hospiz. 11. Tag, Dienstag 18.08.2009
Das Abendessen und das Frühstück im Hospiz ist einfach aber gut. Und was uns am besten gefällt, es gibt immer reichlich Nachschlag. So starten wir gut gestärkt in die heutige Etappe unserer Tour. Wir nehmen den Trail Richtung Simplon Dorf. Und dieser ist abermals super. Das Wetter ist traumhaft und kurz nach dem Aufstehen surft man schon einen genialen Trail hinab ins Tal, was will man mehr. In der Gondoschlucht wechseln wir nochmals von der Strasse auf den Trail. Dieser verläuft nun spektakulär über Schluchtenüberspannende Stahlbrücken und durch ehemalige Militärstellungen aus dem ersten Weltkrieg. Der Rest ist heute nicht weiter erwähnenswert, es verläuft nahezu alles auf Asphalt. Man kann den heutigen Tag als eine Art Verbindungsetappe sehen. Ganz kurz sehen wir linker Hand den Lago Maggiore, bevor wir nach Norden ins Val Maggia einbiegen. Weiter geht die Windschattenhatz bis wir in Bignasco nach links ins gleichnamige Tal einbiegen. In der letzten Ortschaft des Tales, San Carlo, bekommen wir leider keine Unterkunft, so rollen wir wieder zurück zur Grotti di Baloi. Es steh zwar nichts am Haus dran, aber wir werden dennoch aufgenommen.
12. Tag, Mittwoch 19.08.2009
Nach dem uns die Wirtin von unserer geplanten Überschreitung des Pso. Cristallina abgeraten hat, nehmen wir den direkten Weg, der uns zum Pso Campolungo führt. So fahren wir direkt auf der Strasse nach Fusio. Von hier geht es zunächst auf einem schmalen Asphaltband bergwärts, bald schon wird es Schotter und ab der letzten Alm ist mit Fahren bald Schluss. In brütender Hitze schieben wir der Passhöhe entgegen. Es ist anstrengend, ein steiler Wiesenhang, ständig muss das Bike getragen werden. Zum Glück ist es trocken, bei Nässe geht man hier einen Schritt hoch und zwei runter. Endlich ist die Passhöhe erreicht. Wir machen erst mal Pause. Auf der anderen Seite ist für uns leider auch nicht viel fahrbar. Entweder zu steil, zu verblockt oder zu viel loses Geröll machen auch diesen Abschnitt zur überwiegenden Schiebestrecke. So brauchen wir eine gefühlte Ewigkeit, bis wir endlich am Lago Tremorgio ankommen. Zumindest sind die letzten 200 hm einigermaßen fahrbar. Nach Auskunft einiger Wanderer ist der weitere Wegverlauf alles andere als leicht. So entscheiden wir und schweren Herzens, die Gondel hinab ins Tal zu nehmen. Wir sind schon einigermaßen erschöpft und wir haben keine Lust, einen Grossteil der 900 hm hinabzuschieben. Zumal wir heute noch einiges an Strecke vor uns haben. Nach weiteren 50 km, in Olivione, beziehen wir Quartier.
13. Tag, Donnerstag 20.08.2009
Heute geht es hinauf auf die Greina Hochebene. Wir verlassen Olivione auf dem Wanderweg der sogleich spektakulär verläuft. Aus dem Fels gehauen und mit Geländer gesichert, aber immer ausreichend breit. Der darauf folgende Asphalt geht weit hinauf, nach kurzem wechselt der Belag in Schotter und bald müssen wir das Bike auch schon schultern um den Pso Greina zu erreichen. Ab hier folgt ein lustiger Trail, nach der gestrigen Schieberei eine Wohltat. Die Hochebene die sich nun vor uns auftut ist sehr weitläufig. Wir sind froh mit dem Bike schnell voran-zukommen. Aber bald ruht das Bike schon wieder auf unseren Schultern, als es hinauf geht zum Pass Diesrut. Die Abfahrt von hier ist zunächst super, wird dann aber immer schwieriger. Grobes Gestein, teilweise ist der Weg weggespült, dann wieder tiefe Rinnen, so dass man ständig mit den Pedalen hängen bleibt. Ab der Alp Diesrut geht`s dann wieder einigermaßen und wir sind schnell bis zum Ende des Weges nach Puzzatsch gerollt. Ab hier machen wir keine Experimente mehr. Es rollt nahezu ohne unser Zutun bis hinab nach Illanz, und wir biegen links ab nach Rueun, wo unser Auto zwar schmutzig aber unversehrt auf uns wartet. Helmut Hägele Um vergeblichen Nachfragen vorzubeugen: es existieren keine GPS-Tracks von der Tour.
Helmut Hägele, Siegfried Hügler - August 2009 |