Giro del Lago di Garda 2009
- Einmal rund um den Gardasee -

Lange schon waren wir nicht mehr zum Biken am Gardasee. So haben wir uns über das Kartenmaterial hergemacht und eine schöne Rundtour mit einigen Highlights rund um den Lago zusammengestellt. Wir werden die Trails am Tremalzo, Mte. Caplone und am Mte. Stino befahren. Ebenso wie die Trails am Mte. Pizzocolo, Cima Carega, Mte. Baldo und Altissimo. Alles in einer Woche, wir sind gespannt.
Dabei sind Siggi, Hemme und Robert.


Robert Schmid, Helmut Hägele, Siegfried Hügler

 

1. Tag, Samstag 06.06.2009

Nach fünfstündiger Fahrt stellen wir das Auto irgendwo zwischen Torbole und Arco ab. Es tröpfelt ein wenig, aber bis wir losfahren, brennt die Sonne auf uns herab. Über die Ponale Strasse geht`s nach Pregasina und von dort weiter Richtung Tremalzo Pass. Am Nota müssen wir schon unterstehen, da es seit längerem vom Berg herab donnert und es nun heftig zu regnen beginnt. Nach 20 Minuten ist der Spuk vorbei und wir fahren weiter. Bis wir oben am Tunnel sind, regnet es immer wieder ein wenig und windet heftig. Wie wir nach kurzer Abfahrt leider feststellen müssen, hat die Malga Ciapa, in der wir übernachten wollen, geschlossen. Ebenso das Rifugio Garda. Kein Mensch ist hier oben. Das passt uns gar nicht, denn es ist schon reichlich spät und wir sollten bald eine Übernachtungsmöglichkeit gefunden haben. Alle weiteren Lokalitäten in den nahegelegenen Häusern haben auch geschlossen. So rollen wir auf der Strasse schnell hinab ins Val Ampola. Wir bekommen am unteren Ende der Strasse ein Zimmer im Albergo Ampola und zum Abendessen eine erstklassige Pizza. Kaum sind wir da, regnet es schon wieder.

 

 

 

 

 

 

 

2. Tag, Sonntag 07.06.2009

 

Um auf unsere Strecke zu gelangen, kurbeln wir die 900 hm, die wir gestern sinnlos auf Asphalt verbraten haben, wieder hoch. Über Bocca Lorina geht ein schmaler Weg hinauf zum Caplone. Der Winter war hier ein harter und der häufige Schneebruch macht ein Durchkommen teils mühsam. In manchen Schneisen liegt noch verdichteter Restschnee von abgegangenen Lawinen. Die Strecke verläuft spektakulär durch eingestürzte Tunnels und mit grandiosen Ausblicken in die umliegenden Berge. Ein Hagelschauer zwingt uns abermals zu einem kurzen Stopp. Auch heute hängen hier in den Bergen dicke schwarze Wolken, aus denen es immer wieder donnert und blitzt. Unten am See scheint derweil die Sonne. Wir haben Glück und das Gewitter streift uns nur und zieht bald vorbei. In der Ferne beobachten wir zuckende Blitze und wir sind froh nicht dort zu sein. Umgeknickte Wegweiser sind weitere Indizien der Schneemassen, die vor kurzem noch hier waren. Wir gelangen heute bald ans Tagesziel und nutzen die Zeit um Wäsche zu waschen und zu relaxen. Das Rifugio Cima Rest ist geöffnet. Es scheint hier touristisch mehr los zu sein als in der Tremalzo-Region.

 

3. Tag, Montag 08.06.2009

Von der Cima Rest gelangen wir in ständigem Auf und Ab über einsame Strassen und vergessene Schotterwege bis nach Persone und von hier auf Asphalt nach Vico. Nun folgt der steile Anstieg zum Mte Stino. Eine heftig steile Asphalt-Strasse, die Sonne brennt in den Südhang. Von oben hat man dafür einen sensationellen Ausblick über den Idrosee und es wartet nun ein Sahnetrail auf uns. Wir orientieren uns genau, um auf jeden Fall den richtigen Weg für die Abfahrt zu finden. Der legendäre 136 Kehren Trail (Weg 456) ist eines der Highlights der Tour und die Bedingungen heute sind mehr als perfekt. Im Prinzip beginnt der Weg direkt an dem Geländer des 'Militärmuseums' beim Aussichtspunkt. Wir nehmen die Einfahrt ein paar Meter weiter unten.  Und nun folgt wirklich ein klasse Trail. Wir haben Respekt und fahren langsam. Der Weg ist teils sehr schmal und der Untergrund ist durch Gras oder Büsche oft schwer erkennbar. Die ersten Kehren lassen nicht lange auf sich warten. Der überwiegende Teil ist gut fahrbar, einige sind sehr tricky und bei einigen müssen wir schieben. Der schwere Rucksack schiebt doch zu sehr und das Gelände ist teils ziemlich steil. Trotzdem macht der Weg Spass und wir kommen ordentlich ins Schwitzen. Die Mischung zwischen körperlicher Anstrengung und Adrenalin passt genau und wir kommen glücklich und hungrig am Ufer des Idrosees an. Wir machen Mittag an einem der Picknick Plätze. Am Campingplatz füllen wir die Wasservorräte und es geht weiter über einen steilen, sehr ausgewaschenen Schotterweg. Wer hier absteigt hat verloren und kommt nur sehr schwer wieder in Tritt. Nach der Brücke treffen wir auf die Strasse und es geht weiter bergwärts bis zum Abzweig Richtung Cma Fobbia. Das Rifugio Fobbia hat geschlossen. Hier ist wieder nichts los, wir treffen lediglich 2-3 weitere Biker. Aber wir wollen eh nicht hier bleiben und fahren weiter. Bis wir dann kurz darauf den WW3 finden bedarf es einiger Orientierung. Der Weg ist eigentlich super, zumindest in der bergab Richtung. Leider geht es ständig auf und ab und wir müssen oft schieben, wenn auch nur ganz kurz. Irgendwann treffen wir auf einen Wegweiser zum Rifugio Spino, "Geöffnet ab 15. Mai" steht drauf. Das passt, denn dort wollten wir eh übernachten. Also los, weiter auf dem WW3. Teilweise sehen wir auf dem klasse Trail den Lago Valvestino, doch meist verläuft er im Wald und wird vor allem bei den kurzen Schiebestücken etwas 'zäh'. Doch irgendwann sehen wir das Rifugio in der Ferne und stehen bald davor. Nur steht hier "geöffnet ab 20. Juni". Hmm, was tun. Wir laufen um das Haus und siehe da, der Winterraum ist offen. Nach kurzer Beredung entschliessen wir uns, hier zu bleiben. Wir müssten sonst wieder ins Tal abfahren und wären weitab unserer geplanten Route. Essen haben wir genug dabei, leider keine dicken Schlafsäcke. So machen wir ein ordentliches Feuer im offenen Kamin und verbringen ein harte Nacht auf sehr unkomfortablen Holzbänken. Die grandiose Aussicht ins Tal entschädigt uns für den fehlenden Komfort.

 

4. Tag, Dienstag 09.06.2009

Die Druckstellen dieser Nacht werden wir noch eine Weile spüren. So sind wir froh, wieder auf den Bikes zu sitzen. Die Auffahrt zum Mte Pizzocolo ist teils sehr tricky, aber Siggi beweisst Robert und mir, dass alles fahrbar ist. Oben geniessen wir die Aussicht auf den südlichen Gardasee. Da es ab hier flach wird, werden wir den See queren und in die Berge am Ostufer fahren. Aber zuvor geht es auf klasse Trail hinunter nach Toscolano. Auf dem unteren Schotterweg lassen wir es ordentlich krachen und die Bremsen haben einiges zu tun. Nach unserem spartanischen Abendessen und Frühstück kaufen wir in Toscolano erst mal gross ein. Auf der Fähre nach Torri nutzen wir die Zeit und legen ein ausgiebiges zweites Frühstück ein. Ab Torri geht es dann über Strassen recht einfach bis nach Platano. Konsequentes Windschattenfahren spart uns ein paar Körner und bringt uns schneller voran. Ab hier wird aber die Orientierung schwieriger. Alles sieht anders aus als auf unserer Karte und es dauert eine Weile bis wir uns für eine Auffahrt entscheiden. Zudem zwingt uns ein Gewitterschauer zu eine längeren Stopp. Irgendwo auf dem Mte Cordespino fragen wir uns durch und finden so die richtige Abfahrt, den WW71. Auf der Karte entdeckt, entpuppt sich dieser nun als ein wirklich klasse Trail. Kurz vor Canale endet dieser, und es geht weiter in Windschattenmanier nach Peri. Wir werfen uns kurz einen Riegel ein, um die nun folgenden 800 hm möglichst schnell hinter uns zu bringen. Oben in dem Örtchen Fosse angekommen, sehen wir gleich das grosse Albergo am Platz. Auf Nachfrage können wir zwar übernachten, aber es gibt nichts zu Essen. Und ein Restaurant gibt es nicht in der Ortschaft. Hmm, komisch. Es scheint hier überall noch Winterschlaf zu herrschen. Wenigsten kann er uns ein weiteres Albergo nennen, bei dem wir Bett und Essen bekommen. Und der Wirt ruft sogar auf mein Bitten hin dort an und kündigt uns an. Na wenigstens was. Ein anwesender Gast erklärt uns den Weg dorthin. Leider hört unsere Karte zuvor auf. Wir fragen uns noch mehrmals durch, bevor wir im 8 km weiter gelegenen Ort Cerna und am Albergo Zuerghio ankommen.

 

5. Tag, Mittwoch 10.06.2009

Die 8 Kilometer rollen wir zurück nach Fosse und auf unserer Route weiter nach Sega di Ala. Hier wäre ein geöffnetes Rifugio gewesen. Aber wer weiss das schon, bei den hiesigen Verhältnissen. Hätte genau so gut geschlossen sein können. Egal. Wir füllen die Flaschen und weiter geht`s auf die Lessini Hochebene. Die Orientierung wird nun äusserst schwierig. Viele Schotterwege, die in der Karte nicht verzeichnet sind und keine markanten Geländepunkte zur Orientierung. Echt schwierig, hier den richtigen Weg zu finden. Wir schaffen es doch irgendwann und gelangen nach der Malga Malera zum gleichnamigen Pass. Auf der Fahrt hierher bauen sich schon die Berge der Carega Gruppe vor uns auf. Nach den Wiesen und Waldstücken auf der Hochebenen eine willkommene Abwechslung für das Auge. Und von hier folgt nun wieder ein klasse Trail. Ziemlich steil aber gut fahrbar mit nur ganz kurzen Schiebestellen. Kurz vor dem Rifugio Pertica wirds dann aber doch zu ausgesetzt und wir müssen unsere Bikes zur Hütte hinuntertragen. Von hier wollen wir eigentlich weiter, hinauf zum Rifugio Scalorbi oder Fraccaroli. Nach Auskunft der Wirtin sind aber beide Hütten geschlossen. Das verwundert uns mittlerweile ja nicht mehr und so bleiben wir halt hier. Am Abend dann bekommen wir noch ein Vorspiel eines anwesenden Gastes. Mit seinem Dudelsack beschallt er die ganzen Berge um uns herum. Sehr beeindruckend.


 

 6. Tag, Donnerstag 11.06.2009

Heute wollen wir ja über die Cima Posta. Die Auffahrt bis zum Rif. Scalorbi ist völlig problemlos. Aber was wir dann sehen, erschreckt uns ein wenig. Ab hier sehen wir nur noch Schnee. Soweit das Auge reicht,  Schnee überall. Wir sehen es sportlich und schieben mal los. Wir werden den überwiegenden Teil schieben und tragen. Ganz kurz Abschnitte sind fahrbar. Zwischen drin reist es auf und wir können sogar ein paar coole Fotos schiessen. Dann geht es weiter über steilste Schneehänge im Nebel. Irgendwann stehen wir am Rifugio Fracaroli. Es hat wirklich geschlossen. Der Winterraum ist jedoch offen und so sitzen wir hinein und machen Vesperpause. Draussen herrscht dicker Nebel und wir sehen nichts von dem Bergen um uns herum. Vom Rifugio aus versuchen wir lange Zeit irgendwo unseren Weg auszumachen. Das Gelände ist steil und zerklüftet, alles ist mit Schnee bedeckt. Nur kurz gibt der Nebel die Sicht frei um nach wenigen Augenblicken schon wieder alles verschwinden zu lassen. Wir entschliessen uns daher zur Umkehr. Zu hoch ist die Gefahr, vom Weg abzukommen. In ein falsches Tal abzusteigen kann hier fatale Folgen haben. So wandern wir zurück, den Weg den wir heraufgekommen sind. Abwärts geht es deutlich schneller und wir sind bald wieder am Scalorbi und am Rif. Pertica. Von hier wollen wir nun den WW109 als Alternative nehmen. Und als Alternative ist der Trail wirklich nicht schlecht. Ganz wenige Schiebepassagen, sehr steil aber gut und kontrolliert fahrbar. Ein weiteres Schmankerl unserer Tour. Im unteren Teil wird der Pfad zum Weg, der von dem Schmelzwasser dieses Frühjahres in ein Bachbett verwandelt wurde. Gröbstes Gestein und tiefste Auswaschungen, machen ein weiterkommen recht abenteuerlich. Teils geht es nur abseits des Weges weiter. Ganz unten haben Bauarbeiter bereits begonnen, den Weg wieder herzurichten. Über Ala und Chizzola fahren wir bergwärts Richtung Monte Baldo. Da wir den Öffnungszeiten der Hotels und Albergos mittlerweile sehr kritisch gegenüberstehen, fragen wir frühzeitig nach Übernachtungsmöglichkeiten. In Prada gibt es das Rifugio nicht mehr, aber im Agriturismo Seandre soll man übernachten können. Also los. Wir sind bald da und fragen den anwesenden Hausmeister. Es sieht alles sehr geschlossen aus. Er telefoniert mit seinem Chef und bedeutet uns, wir sollen warten. 15 Minuten später kommt der Chef. Er beweist Geschäftssinn, gibt uns ein grosses Zimmer und organisiert seine Frau, die für uns ein Abendessen kochen wird. Alles Perfekt. Dazu gibt es Salami aus eigener Produktion, und erstklassigen Rotwein aus biologischem Anbau, was will man mehr....

 

7. Tag, Freitag 12.06.2009

Wir fahren die Strasse hoch nach Polsa. Die Hotels hier hätten doch geöffnet gehabt. Egal. Weiter geht es auf Schotter zum Sentiero della Pace. In spektakulärem Streckenverlauf und mit phantastischen Ausblicken zieht sich der Weg am Hang entlang. In Valentino füllen wir unsere Flaschen bei einem netten Ehepaar. Sie spricht deutsch, hat schon in München studiert. Weiter geht`s zum Rif. Garibaldi, welches gerade umgebaut wird, und über Bocca Navene hoch zum Monte Baldo. Von hier nehmen wir den WW11 hinunter Richtung Gardasee. Na ja, sicher kein Highlight dieser Tour aber ganz nett. Wir suchen noch weitere Trails aber alles was wir finden ist entweder zugewachsen oder nicht eindeutig gekennzeichnet. So nehmen wir die sichere Variante und bleiben vermehrt auf den breiten Weg und kürzen nur gelegentlich über Trails ab. In Malchesine dann herrscht Touristentrubel. Wir gönnen uns ein Eis und warten auf die Gondel, die uns wieder hoch in die Einsamkeit der Berge bringt. Vom Monte Baldo fahren wir zurück über Bocca Navene und Rif. Graziani hinauf zum Rif. Altissimo. Vorherige Anrufe von der Touristinfo in Malchesine dort waren erfolglos. Wir versuchen trotzdem unser Glück. Die steile und grobe Auffahrt zum Altissimo verlangt nochmals alles von uns ab. 'Nur nicht anhalten' heisst die Devise. Am Rifugio angekommen sind wir erleichtert. die Fahne ist draussen, es hat geöffnet. Bei unserem Abendspaziergang um die Hütte entdecken wir einen Regenschirm auf einem Holzzaun. Beim Blick darunter stellt sich heraus, dass dort ein Handy angebracht ist. Wohl der einzige Ort hier mit Netzabdeckung. Da wundert es uns nicht, dass hier niemand erreichbar ist. Der Abend wird noch recht lustig, es kommen ein paar italienische Wanderer und feiern Geburtstag.

 

8. Tag, Samstag 13.06.2009

Heute starten wir zur letzten Etappe unserer Gardasee-Umrundung. Auf dem 601er geht es runter. Wenn nur nicht das ganze grobe Geröll im Weg liegen würde. So weichen wir bald auf den angrenzenden Schotterweg aus. Im unteren Teil im Wald biegen wir nochmals auf den Trail ein und erwischen ein gutes Stück. Andere Abschnitte sind wieder durch Schneebruch blockiert. In Nago biegen wir rechts ab und fahren bis Loppio. Von hier auf Strasse hinauf nach Sta. Barbara. Von hier wollen wir den Trail nehmen, den wir auf unserem 2005er Alpencross wegen einer Veranstaltung auslassen mussten. Aber zunächst fahren wir auf den nahegelegenen Mte Creino. Ein klasse Aussicht hat man von hier oben auf den Gardasee. Wir erkundigen uns bei einer Begleiterin einer Touristengruppe, die ebenfalls mit dem Rad hier oben sind. Sie gibt uns einige gute Tipps für die Abfahrt. Wir folgen dem WW637 und bleiben auf diesem bis nach Nago hinab. Zunächst nicht sonderlich steil aber durchaus spassig geht es auf erdigem Grund durch den Wald. Kurz vor einem Aussichtspunkt über Nago wird es deutlich steiler und anspruchsvoller. Aber gerade nur so steil, dass alles noch gut fahrbar ist. Super tricky kurven wir langsam durch den Wald. Es macht einen riesen Spass zum Abschluss nochmals solch einen klasse Trail unter die Reifen zu bekommen. Breit grinsend kommen wir in Nago an. Über Schotter und Asphaltwege suchen wir unser Auto und kommen dabei versehentlich bis nach Arco. Da wir eh schon hier sind, genehmigen wir uns das grösste Eis dieser Tour, schauen entspannt den Radlern und Fussgängern um uns herum zu und rollen anschliessend entspannt zurück zu unserem Auto. Wohl wissend,  eine ganze Woche auf dem Bike zugebracht zu haben, tolle Trails gefahren zu sein und bleibende Eindrücke gewonnen zu haben.

Helmut Hägele

 Um vergeblichen Nachfragen vorzubeugen: es existieren keine GPS-Tracks von der Tour.

 

Helmut Hägele, Siegfried Hügler, Robert Schmid - Juni 2009
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