Oberstdorf Marathon
2005-09-24

In finsterster Nacht beladen wir gegen 5:00 Uhr das Auto und fahren nach Oberstdorf. Für Siggi und mich, Hemme,  ist es der erste Marathon. Vom SC Kapfenburg sind Rolf Koblinger und Helmut Wimmer dabei. Auch für Rolf ist es die erste Veranstaltung dieser Art, Helmut ist dieses Jahr schon den Ischgl Ironbike mitgefahren. Nach nicht ganz 2 Stunden treffen wir rechtzeitig um viertel vor Sieben mit der Morgendämmerung in Oberstdorf ein. Wir fahren zum Eisstadion, besorgen unser Startpaket und montieren die Bikes. Wir überlegen noch was wir anziehen sollen, denn es ist mit 7 Grad noch recht frisch am Morgen. Ich schiebe mir vorsichtshalber noch einen Riegel ins Trikot. Es gibt zwar sechs Verpflegungsstellen an der Strecke, aber man weiss ja nie. Bei ein paar Runden um das Eisstadion rollen wir uns ein und checken das Material, bevor pünktlich um 8:00 Uhr der Startschuss fällt. Es geht gleich schnell los, bevor sich am Anstieg zur Gaisalpe das Feld sortiert. Siggi ist schon nach vorne verschwunden. Ich schaue, dass mein Puls unten bleibt und fahre gemütlich den Berg an. Über den Wallraffweg geht's wieder talwärts. Ein böser Sturz eines führenden Fahrers überschattet den Beginn des Rennens. Er hat wohl bei der steilen Wiesenabfahrt eine der Querrinnen übersehen. Er liegt regungslos am Boden, die Rettungskräfte sind schon da, das Streckenpersonal leitet uns um die Unfallstelle. Weiter geht's über Teer zur Seealpe, der ersten Verpflegungsstation. Durch die Kälte und die nun doch schon 800 hm verspüre ich schon ein leichtes Hungergefühl. An der Seealpe angekommen bin ich etwas enttäuscht, da es nur Bananen und Isodrink gibt. Egal, denk ich mir. Die richtigen Verpflegungsstellen kommen sicher noch. So stopfe ich mir so viele Bananen wie möglich rein, eine geht im Trikot mit. Mit kurzer Schiebepassage geht's auf klasse Trail runter nach Gruben und dann wieder auf Trail zur Spielmannsau. Hier wartet ja die nächste Verpflegungsstation auf uns. Voller Erwartung blicke ich auf den gedeckten Tisch. Aber ausser Isodrinks und Bananen kann ich nichts anderes finden. Ich frage nach Riegeln, "ne, hammer nicht" bekomme ich zur Antwort. Oh je, das kann ja heiter werden. Abermals stopfe ich mir Bananen rein, so viel eben auf die Schnelle geht. Mit halb hungrigem Magen rolle ich  Richtung Kanzelwand. Vor dem Anstieg zum höchsten Punkt der Strecke kommt ja auch noch eine Verpflegungsstation. Hier muss es ja was Vernünftiges zu essen geben. Weit gefehlt. Es ist immer das gleich Bild, Isodrink und Bananen. Ne, hier gibt's sogar Wasser oder Tee zur Auswahl, klasse. Dabei schreien meine Muskeln nach fester Nahrung mit schnell verfügbaren Kohlehydraten. Vor dem Anstieg zur Kanzelwand ziehe ich Beinlinge, Armlinge und Windweste aus. Die Sonne wärmt angenehm, es sind heute ideale Bedingungen. Nicht zu heiss und nicht zu kalt. Dabei überlege ich mir, wie ich hier die 1000 hm ohne was vernünftiges im Magen hochkommen soll. Ich beschliesse meinen Notriegel anzuknabbern. Die Ausblicke bei der Auffahrt sind atemberaubend. Ein endloser Wurm von Bikern zieht gen Gipfel und das phantastische Bergpanorama gibt der Szenerie eine wahrlich würdige Kulisse. Das ist wohl der beste Tag des Jahres um diesen Marathon zu fahren. Gedankenversunken kurble ich Kehre für Kehre aufwärts. Die Auffahrt geht so recht schnell vonstatten, die oberen 300 hm muss oft geschoben werden. Hier treffe ich noch einen Radler aus Mögglingen, der mich an meinem Stütz-Trikot identifiziert hat. Oben am Kanzelwandsattel angekommen ist wieder ne Verpflegungsstation. Aber hier gibt's noch nicht mal mehr Bananen. Macht nix, ich hab noch eine in der Trikottasche, und nehme einen Bissen von meinem Notriegel, das muss reichen. Auf steilster Schotterpiste geht's runter nach Riezlern. Ich versuche langsam und kontrolliert zu fahren. Die Fullies überholen mich links und rechts. Aber nicht lange, dann bin ich wieder der Lachende. Denn nach 2 ausgeschwemmten, hervorstehenden Wasserrinnen stehen einige von den schnellen Abfahrern mit Plattfuss da. Ich freue mich, so einfach ein paar Plätze gut machen zu können und bremse weiter Talwärts. Wie ich später erfahre, hat sich auch Siggi hier 'nen Durchschlag geholt. Als ich in Riezlern wieder zu treten beginne, bemerke ich die ersten Verkrampfungen an der rechte Oberschenkelinnenseite. Absolut ätzend, ich muss kurz anhalten, kann aber sofort wieder weiterfahren. Es sind ja nur noch 400 hm. Ich kurble im kleinsten Gang um meine total leer gesaugten Beine zu schonen. Helmut kann mich an diesem Anstieg überholen. Ich schicke ihn gleich weiter, da in meinem Zustand kein Blumentopf zu gewinnen ist. Der Anstieg zum Hotel Schönblick ist zum Glück nicht sehr steil, so dass ich ohne weitere Krampfgefahr oben ankomme. Hier oben ist noch mal eine Verpflegungsstation, aber wieder nur mit Trinkbarem. Den Notriegel habe ich in Riezlern vollends gegessen. Wenigstens gibt es Cola. Meine Rettung. Ich kippe 2-3 Becher runter und schwatze dem Getränkeausschenker noch ein Stück Brot ab. Die Wirtin der nahe gelegenen Alm hatte ein paar Brotschnitten bereitgestellt, ich war wohl nicht der erste hungrige Biker dieses Tages. Auf Wiesentrail und später super Trailabfahrt geht es dann runter nach Oberstdorf. Nahe der Schanze plagen mich abermals Krämpfe, kann aber wieder schnell weiterfahren. Der letzte Streckenposten ruft mir zu: "noch 4 km, kein Anstieg mehr". Im meinem Zustand klingt dies wie Musik in den Ohren und ich kann es kaum erwarten, über die Ziellinie zu rollen. Hier im Ziel stehen schon Siggi und Helmut und reichen mir zur Belohnung für die Anstrengungen, na was wohl, eine Banane! Kurz darauf ist auch Rolf im Ziel und wir sind komplett.

Unsere Ergebnisse im Einzelnen:

Helmut Wimmer: 73. Platz AK2M, 5:18:28
Helmut Hägele: 81. Platz AK2M, 5:26:47
Rolf Koblinger: 91. Platz, AK2M, 5:38:27

Weitere Infos unter www.mtb-marathon.de

Fazit
Die Veranstaltung ist super, die Strecke sowohl landschaftlich als auch fahrtechnisch klasse.
Eindeutige Kennzeichnung der Strecke und Streckenposten an allen kritischen Stelle, sogar in Österreich, machten die Wegfindung einfach. Auch unter Berücksichtigung der Hochwasserschäden war die Streckenführung mehr als gelungen.
Nur ein fader Beigeschmack bleibt. Die Verpflegungsstellen haben ihren Namen nicht verdient. Zumindest an einer oder zweien davon sollte es was vernünftiges zu Essen geben. Hätte ich gewusst, dass es nur Bananen, und an den letzten dreien nur noch trinkbares gibt, hätte ich gewiss nicht nur einen Riegel im Trikot gehabt. Diesen Fehler werde ich nicht noch mal machen. So wäre ich und viele andere Biker ohne Krämpfe ins Ziel gekommen, und hätten so noch mehr Spass an der ohnehin schon tollen Strecke gehabt.
Tipp an den Veranstalter: klare Deklaration, was es an den Verpflegungsstellen gibt. So kann sich jeder entsprechend vorbereiten und alles nötige selbst mitnehmen.
Strecke, Steckenpersonal und Organisation waren bestens, weiter so.

Nächstes Jahr sehen wir uns wieder........
 

 

Helmut Hägele (Hemme) - 27.09.2005

©www.noBrakes.de
 

 

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