Black Forest Ultrabike Marathon, Kirchzarten
- 22.06.2008 -
 

Erfahrungsbericht von Chris Herrlinger.

Wie 2006 und 2007 wollten Reini und ich auch dieses Jahr wieder bei dieser tollen Veranstaltung mitmachen und die 77km Marathondistanz in Angriff nehmen. Die Online-Anmeldung war noch einfach erledigt, aber dann kam die beste Ehefrau von allen und sagte ´das geht nur, wenn ihr die beiden großen Kinder Timi (10 J.) und Emily (8 J.) mitnehmt´. Uff!! So wurde allein die Vorbereitung auf das Rennen schon ein richtiger ´Organisations´-Marathon (und das aus dem letzten Startblock).

Die beiden Kinder konnten ja nur dabeisein, wenn ein Nicht-Bikender Erwachsener dabei ist. Was also tun?

Glücklicherweise konnte ich meinen in Tübingen wohnenden Halbbruder Lucian, das große Idol meiner Kinder überzeugen, auf die beiden aufzupassen, wenn die Alten auf der Strecke strampeln.

So wurde dann am Samstag alles in den VW Bus T3 California eingepackt, Kind und Kegel rein und ab nach Tübingen, wo Lucian auch noch mit ein paar leichten Taschen auf uns gewartet hat (wozu braucht man ein Fell beim Campen???). Auf der Autobahn sahen wir wohl aus wie die Männer-WG auf dem Weg nach Woodstock. Nur die wertvollen Mountainbikes auf dem Heckträger passten nicht so ganz zu den unrasierten Insassen. Überholt haben uns dutzende TDI´s mit Bikes auf/im Auto, aber auch wir kamen im MTB-Mekka Kirchzarten an und das auch richtig fröhlich. Gedanklich hatte ich alle TDI-Raser im ersten Anstieg schon wieder überholt, wenn nur noch deren eigene Beine und nicht mehr der Auto-Turbo arbeitet.

Nachdem wir auf dem super schönen Kirchzarten-Campingplatz (wirklich zu empfehlen!) einen passenden Platz gefunden hatten, wurden die beiden Kinder gleich mit Ihrem Idol ins Schwimmbad geschickt und dann in Ruhe die Zelte aufgebaut. Die gesetzteren Platz-Nachbarn aus Berlin haben mir und Reini sichtlich belustigt bei unseren Chaos-Aufbau-Aktiviäten zugeschaut. Wenn wir am Renntag auch so langsam mit den Bikes sind, wie wir Zelte aufstellen, dann kommen wir nicht mehr vor Wertungsschluß an. Der Abend war kurz, wir waren alle fix und fertig und konnten bestens schlafen.

Sonntag früh, wie immer beim Ultra-Bike Event, blauer Himmel, bestes Wetter und tolle Stimmung.

Um 7:30 noch den Start der Ultra-Distanz-Fahrer gesehen, einen Kollegen von Voith angefeuert er solle auf der Strecke nicht so trödeln und mich dann noch ein paar Meter eingerollt. Kurz vor Start um 8:15 dann Einfahrt in die Startreihe, ich war in Reihe 27, Reini in Reihe 32 von insgesamt 39.

Erster Anstieg ging prima, an den flacheren Passagen war ich sogar schneller als die anderen, bei steileren Stücken bin ich noch immer nicht gut und musste zurückstecken. Erste Verpflegungsstation Hinterzarten zum Bananen-Tanken genutzt und gleich weiter. Motivierend die persönlichen Durchsagen...´da kommt Chris Herrlinger von noBrakes...´ (wenn der wüsste wie das ausgeht).

Über Titisee hinauf zum Bärental und auch dieses Stück ging prächtig.

Weiter nach Rinken und hier zeigten sich erste Ermüdungen, das rechte Bein meldete sich sehr unfreundlich mit Arbeits-Unwillen und bekam vom Kopf prompt die unmißverständliche Aufforderung gefälligst durchzuhalten. Diese Botschaft kam an und das Bein war von da an wieder freundlich und unauffällig bei der Arbeit.

Die Auffahrt Stollenbach gemächlich angegangen und brav bis oben durchgekurbelt. Auch hier keine Besonderheiten. Runter nach Oberried ging´s zügig, die Unmarathon-mäßigen fetten 2.4 Reifen haben hier einen echten Vorteil. Der Anstieg Oberried-Hennenbach war wie immer richtig fies, aber dieses Jahr ging´s ohne Krämpfe (und gemächlich fahrend) nach oben. Beim letzten Downhill nach Kirchzarten sind wieder einige Verrückte so runtergeschossen, dass sich ein paar dieser Irren böse hingelegt haben. Bedenklich ist, dass man sich hier auf der engen Strecke gar nicht raushalten kann und bei einem Sturz mitgerissen wird. Exakt dies ist einem Campingplatz-Nachbar passiert, der sehr frustriert und zerschunden ins Ziel gerollt ist. Sein Gedanken beim Aufprall war nur noch ´jetzt ist´s aus´ (das war wörtlich zu nehmen!!), er hat sein Genick überdehnt und ist Gottseidank vor dem Schlimmsten bewahrt geblieben. Diesen Abschnitt muß der Veranstalter dringend nachbessern!!

Die letzten Meter noch würdig beendet und fast noch frisch ins Stadion gerollt. Die 2006-er Zeit konnte ich leider nicht unterbieten, aber die erreichte Zeit war mit 4:46 nicht wirklich schlecht.

Nach Ankunft geduscht und ein bisschen gefuddert. Reini kam und kam nicht, nach über einer Stunde machten wir uns schon Sorgen, es gab schlimme Berichte über Unfälle und der Rettungshubschrauber war einige Mal im Einsatz. Nach über 7 Stunden ist er doch noch eingerollt, total fertig mit sich, dem Körper und der ganzen Welt. Es rächt sich eben, wenn über den Winter das Training ausfällt. Nur im Frühjahr reicht eben nicht.

Als nach unzähligen Stunden das ganze Geraffel im Bus verstaut war, sind wir glücklich und zufrieden nach Hause gerollt. Das langsame Tempo des Busses hat die Zeit zum Nachdenken und Eindrücke-Verarbeiten noch erfreulich in die Länge gestreckt. Auch die TDI-Fahrer waren deutlich langsamer unterwegs, es war offensichtlich, dass auch deren Fahrer kräftemäßig nicht mehr voll auf der Höhe waren.

Fazit: Reini hat seine Lektion gelernt, ich bin mit mir (im Rahmen meiner Möglichkeiten) zufrieden und die Kinder haben immer noch nicht verstanden, wie man sich an einem so schönen Badetag auf dem Sattel durch die Wälder quält und dafür auch noch zahlen muß.

 

Chris Herrlinger
www.noBrakes.de


Chris Herrlinger


Reini Herrlinger



Website des Veranstalters: http://www.ultrabike.de/

Chris Herrlinger
www.noBrakes.de

 

zurück