Black Forest Ultrabike Marathon, Kirchzarten
- 17.06.2007 -
 

Erfahrungsbericht von Chris Herrlinger.

Rennen mit leichten Erschwernissen

Schon lange hatte ich große Vorfreude auf dieses schöne Rennen mit Top Organisation und wunderschöner Landschaft. Reini und ich hatten uns schon früh, wie im Vorjahr für die 77 km Strecke mit 2200 hm, angemeldet. Unser Steinheimer Freund Markus Läpple ebenso, der seit Jahren am Ultra-Bike teilnimmt. Alles sprach dafür, dass es wieder ein ultra-tolles Bike-Marathon-Wochenende wird.

Wenige Tage vor dem Rennen tun sich bei mir unerwartete ´Erschwernisse´ auf. Mein Arbeitgeber fordert, dass ich genau an diesem Renn-Sonntag noch Abends in den Iran fliege!? Abflug von Frankfurt um 18:05, der Chef kommt direkt von München. Na dann Prost. Was tun? Das Rennen komplett absagen? Nur Hinfahren und Zuschauer sein?! Kommt nicht in die Tüte!! Dieses Rennen lasse ich mir von niemand nehmen, es erfordert allerdings wohl einiges an Sonderorganisation!

Also, zuerst hat mir mein Arbeitgeber einen großen Mietwagen zu besorgen, in den ein Bike mit Ausrüstung und das Reisegepäck geht. Geplant ist, sofort nach Zieldurchfahrt zu duschen, Bike und Klamotten zu Reini in den Ducato zu legen und dann ´Businesslike´ ab nach Frankfurt zum Flughafen.
Soweit die ´coole´ Vorplanung.

Der Volvo V70 Kombi war pünktlich zur Stelle, Anreise Samstag Abend nach Kirchzarten auf den Campingplatz, wo Reini und Markus mich mit großer Freude begrüßen. Nach Detailschilderung meiner Hardcore-Planung (sagte nicht einer Irren-Planung?) wurde die Runde schon stiller. Was wäre bei Ausfall/ Sturz/ Krampf....??? Auf diese Fragen hatte ich keine Antwort, weil man doch nicht negativ denke sollte.... Der gute geschmackvolle rote Rennvorbereitungstrunk wurde genüßlich getrunken. Die Stimmung stieg wieder. Es wurde früh ins Zelt gekrochen.

Nach geruhsamer Nacht (Reini schnarcht wirklich nicht) ziemlich zerfleddert aus dem Zelt gekrochen. Der nächtliche Regen war nur Vergangenheit, wolkenlos begrüßt uns (wie 2006) der Schwarzwälder Himmel. Kurzes Frühstück und ab zur Startanfeuerung der Ultra-120km Fahrer. Danach Vorbereitung und kurzes Warmfahren mit Markus in Kirchzarten. Dieses Jahr konnte ich wegen meiner Vorjahresplatzierung schon in Block 26 starten, habe mich also schon etwas nach vorne gearbeitet. Das sollte aber das letzte Vorarbeiten des Tages bleiben.

Der Start verläuft prima, ich fahre mit meinem Block gut mit. Der Anfang des ersten Anstieges wird zum unerwarteten Erlebnis. Trotz scheinbar gutem Tritt fahren sehr viele Biker locker an mir vorbei?! Was ist los? Am Bike liegt´s nicht, mein neues Hot Chili Zymotic verrichtet artig seinen Dienst. Nach ca. 500 hm kommen erste Zweifel an meinem irrsinnigen Vorhaben. Unterstrichen von leichtem Ziehen an den Beinmuskeln. Na das kann noch heiter werden! Ab ca. 700 hm werden die Bedenken zur vollen Krise, ich sehe mich schon Richtung Kirchzarten zurückrollen. Kurz vor Ende des ersten Anstieges bei ca. 900 hm halte ich micht für total verrückt und fühle mich sehr sehr einsam mit meinem Unternehmen ´Himmelfahrt´, obwohl hundere Biker um mich herum sind. Im umnebelten Geiste sehe ich schon meinen Chef wutentbrannt auf mich Einschimpfen und mit meinen Papieren winken. Oh je, was machst Du hier eigentlich?

Die Durchfahrt Kirchzarten wird genossen, den Kinder gewunken, abgeklatscht und melancholisch auf den See gestarrt. Hier war ich schon im Urlaub, doch davon ist im Moment überhaupt nicht die Rede. Stollenbach geht gut, mein ´Zaubertrank´ verhindert mal wieder erfolgreich einen Krampf. Ich kurble mit den Langsamen mit, Risiko und Geschwindigkeit sind heute für mich nicht existent. Nach Oberried geht´s zügig runter, das ist ein echtes Highlight der Strecke. Endlich mal Downhill und nicht Bergaufschinderei. Kurze Freude an diesem Ultra-Tag.

Die Auffahrt bei Oberried ist wie immer eine totale Qual. In der vollen Hitze auf Asphalt wird Meter um Meter hochgehechelt. Laufende Biker mit Krämpfen schleppen sich parallel zu den Noch-Sitzenden diesen Schinderbuckel hoch. Ich bin auch nicht schneller als ein Krampfläufer neben mir und so geht es in Richtung Bergspitze. In solchen Momenten darf man auf keinen Fall gefragt werden, ob man nochmal einen Marathon fährt.

Oben geht mir auch noch durch Schaltfehler die Kette runter, das Kettedraufwürgen ist die Krönung der Schinderei, zumal der Krampfläufer früher als ich oben angekommen ist.

Kurz vor Zieleinfahrt kommen dann noch ein paar Short-Track-Irre an mir vorbei, die mich wirklich fast vom Rad stoßen. Gut, dass niemand meine inneren Flüche hört! Wahrscheinlich bin ich aber selber schuld mit meiner Rumrollerei.

Endlich das Stadion, die Einfahrt ist toll, ich genieße die Ankunft. Sehr glücklich Unfall- und Pannenfrei hier angekommen zu sein, schaue ich mal beiläufig auf die Zieleinfahrts-Uhr und was lese ich?????? 13:20!!!!!!!!!!!!!!
Das ist fast EINE Stunde später als geplant!!!!!!!!!!
In allergrößter Hektik schlage ich mich durch die Bikergruppen in Richtung Campingplatz durch. Das Herz rast, wie während der gesamten Rennerei nicht. Sollte ich jetzt doch noch den Flug verpassen?
Geduscht wird in 5 Minuten, das Auto in 2 Minuten ´gepackt´. Ein Höllenritt auf der Autobahn schüttet mehr Adrenalin aus, als ich sonst in 3 Jahren produzieren kann. Um 17:40 laufe ich in Terminal B locker lächelnd auf meinen Chef zu, es ist Zeit für´s Boarding. Gut, dass niemand meinen inneren Zustand erkennt.

Fazit:
Sowas mache ich nie nie wieder und ich bin überhaupt nicht cool, sondern einfach nur bescheuertl!
Aber bereut habe ich es trotzdem nicht!
 

Chris Herrlinger
www.noBrakes.de



Website des Veranstalters: http://www.ultrabike.de/

Chris Herrlinger
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