Fränkische Schweiz Mountain Bike Marathon, Hollfeld
- 14. Mai 2006 -

Erfahrungsbericht von Andi Görnemann und Helmut Wimmer.

Der Fränkische Schweiz Mountain Bike Marathon fand im Rahmen der Trek Mountainbike Challenge Bayern statt, die insgesamt 8 Rennen umfasst. Eine Runde von 38 km hat ca. 900 Höhenmeter. Auf der 76 km Halbmarathon-Strecke werden somit 1800 Höhenmeter und auf der Marathon-Strecke von 114 km Länge, 2700 m Höhenunterschied zurückgelegt. Andi und ich waren auf der Halbmarathon-Strecke gemeldet.

Vorbereitungswoche: Hatte eine ideale Vorbereitungswoche durchlaufen, fühlte mich am Sonntag klasse. 

Montag:  

Ruhetag

Dienstag:  

morgens: 2 h Ergometer, abends: 3 h Biketour mit noBrakes

Mittwoch:  

2 h Biketour mit Andi

Donnerstag:  

1.5 h Ergometer

Freitag:  

Ruhetag

Samstag:  

1.5 h Ergometer 

Tag X: Abreise zuhause war um 6 Uhr. Noch vor 8 Uhr erreichten wir Hollfeld. Der Start war um 10 Uhr. Ideales Timing also. Eine sichere Wetterprognose konnte der Wetterbericht nicht vorhersagen: Von zeitweise trocken über kurze Schauer und Gewitter war alles möglich. Tags davor hatte es geregnet. Die Wege und Trails waren durchweicht, wie wir auf unserer warm-up-Runde feststellen konnten. Es war also Reifenpoker angesagt. Andi fuhr Conti Vapor, ich das Prinzip Hoffnung: Racing Ralph mit 2.5 bar Luftdruck. Es war eine recht schlüpfrige Angelegenheit, Andi kam selbst mit den Vapor’s häufig ins Rutschen. RR sind auf Straße und Mineralbetonwegen eine ideale Sache, auf den Waldwegen und auf Trails mit nassen Steinen bzw. Wurzeln und Ästen allerdings Hara-Kiri. An kontrolliertes Fahren ist nicht zu Denken, man muss immer mit Überraschungen rechnen. Einen Schleuderkurs gibt’s gratis, der Fahrtechnik ist’s aber förderlich.

Wetter: Während der ersten Runde blieb es bewölkt und von oben her meistens trocken, es regnete nur teilweise. Ab der Mitte der 2. Runde öffnete der Himmel seine Schleusen. Ein mächtiges Gewitter mit Blitz und Donner zog direkt über uns hinweg, es goss aus Kübeln bis zum Rennende. Andi wurde sogar fast noch vom Blitz getroffen, der nur ca. 50m entfernt vom ihm in eine Wiese einschlug. Die Zeit war jetzt also nebensächlich, sturzfrei ankommen war die Prämisse. Es gab einige Stürze, die zum Glück glimpflich ausgingen. Einmal kam ich bergab auf einem steinigen Feldweg kräftig ins schleudern. Bin unbeschreibbar vom Rad abgestiegen und kam auf den Füßen auf, mein Corratec ist mir unter den Beinen durchgeschliffen. Ich sah mich gedanklich schon im Getreideacker liegen.

Streckenprofil: Die Strecke war ein typisches Mittelgebirgsprofil: Die Anstiege sind kurz, aber dafür sind es einige. Theoretisch fährt sich ein welliger Marathon, taktisch und technisch gesehen, einfacher. Wir haben aber auch festgestellt, dass so ein typischer Mittelgebirgsmarathon nix für uns ist. Mir und sogar Andi waren die Anstiege zu kurz!!! An den kurzen Uphills konnte wir gar nicht so viel Plätze gutmachen, wie man beim Wettrutschen im Schlamm bzw. beim Heizen auf ebener Strecke wieder verlieren kann. Der relative Zeitanteil für die Bergauffahrt ist bei einem Hochgebirgsmarathon deutlich höher, wovon ich seither profitierte (Bsp. Ischgl). Konnte mich kurz vor Zielende noch an eine Gruppe heranpirschen, die ich, wenn die Strecke noch etwas länger gewesen wäre, auch erreicht hätte.

Streckenführung: Die Strecke führt gleich nach dem Start über einen langen Anstieg hinauf zum früheren Henrichsturm, vorbei am beliebten Ausflugsziel „Knockhütte“, wo einige Zuschauer uns anfeuerten. Es folgte ein schöner Downhill durchs Grenztal vorbei an der Therme Obernsees, mit der ersten Verpflegungsstation. Von dort geht es hinauf zum Wachstein und zum Plankenstein. Dann geht es durchs wunderschöne Lochautal in Richtung Ziel zurück. Es warteten wieder einige schöne Trails und knackige Anstiege auf die Biker. Im Ziel angekommen, warteten eine Pizza- und Pastaparty, Massagen und ein reichhaltiges Rahmenprogramm mit Videoleinwand, Trial-Show, Bike-Messe, DJ Music und Kulinarischem.

Wege: Es gab alles: Geteerte Straßenabschnitte und Feldwege, weiche Mineralbetonwege, die vom Regen aufgeweicht waren, sowie harte, festgefahrene Feld- und Waldwege mit vielen Steinen und Löchern, auf denen einige Fahrer ihre Schläuche tauschten. Bei dem Gedanken an einen, ca. 2 km langen, von Langholz-LKW’s und Traktoren knüppelhart festgefahrenen Grasweg zum Wald, tut mir jetzt noch der Hintern weh (ich dachte an ein Fully!). Es gab aber auch schnelle Waldwege a’ la Albvereinsweg und wurzelbestückte Trails am Hang entlang. Wir mussten auch bergauf in einem Waldweg schieben. Wir fuhren Waldwege, die bis zum Rand mit braunem Wasser gefüllt waren. Beim Befahren eines solchen Weges denkt man gar nicht darüber nach, ob sich unter der Brühe Steine oder Wurzeln befinden, es gab auf jeden Fall reichlich davon. Es war eine pure Schlammschlacht, wie es manchmal in der BIKE zu sehen ist. Nur dieses Mal, waren wir selbst dabei. Unter trockenen Bedingungen ist der Marathon nicht schwer zu fahren.

Ergebnis: Ich startete in der Herren-Klasse (Jahrgang 1987 – 1966): Platz 64 in 4h 37 min von 145 Teilnehmern, wahrhaftig nicht der Hit. Andi erreichte Platz 19 in 4h 51 min von 55 Senioren ab Jahrgang 1965. Von den 145 Teilnehmern der Herren erreichten nur 100 das Ziel, bei den Senioren kamen insgesamt 36 im Ziel an!!

Einige Fahrer haben wohl aufgegeben, bzw. sind witterungsbedingt gestürzt. Es haben sich auch wohl einige schon nach der 1. Runde "verpisst" und sich auf der Kurzstrecke werten lassen, als es anfing, richtig mies zu werden. Weil wir beide uns eigentlich die ganze Zeit richtig gut gefühlt haben, und doch einige hinter uns gelassen hatten, waren wir schon sehr überrascht. Hätte ich auch nur die erste Runde werten lassen, wäre ich auf der Kurzstrecke im vorderen Mittelfeld gelandet, bei den Senioren wäre ich unter die ersten 10 gekommen(!!). In der Ergebnisliste der Mittelstrecke fand man dann fast nur noch Fahrer von RC x bzw. TEAM y vor einem, das war kein Hobbyrennen mehr! So fuhren auf der 2. Runde nur noch die Wetterfesten bzw. die Racer, die die Strecke als Standortbestimmung zur Saisonvorbereitung nutzten. Bei den Damen waren bei der Mittel- bzw. Langstrecke nur noch Teamfahrerinnen zugange.

 

Fazit: Erfahrungswerte pur

  

Resümee: Auch eine Schlammschlacht unter vielen Profis muss geschlagen werden. Ich fahre auf jeden Fall, unter Betrachtung der Erfahrungswerte, gerne wieder unter solchen Bedingungen.

   

Helmut Wimmer - 16.05.2006
©www.noBrakes.de

 

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